Die Einrichtung am Rebberg in Seelbach zeigt an insgesamt 14 Stationen den Leidensweg Jesu. 1901 errichtet, wurde der Weg während des Dritten Reichs brachial verwüstet, doch später wiederhergestellt. Die letzte Restaurierung datiert auf 2015.
Immer am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond feiern die Christen das für sie wichtigste Fest: Ostern, die Auferstehung Jesu. Dem voraus ging sein Leidensweg, der durch insgesamt vierzehn Stationen des Kreuzweges in vielfältiger Weise anschaulich bebildert wird. Der Kreuzweg am Rebberg in Seelbach ist ein Beispiel dafür.
Es handelt sich dabei um ein religiöses und geschichtliches Kulturgut, das 1901 an diesem exponierten Ort errichtet und vom damaligen Ortspfarrer Johann Hornstein eingeweiht wurde. Der Ursprung dazu war bereits 1898 durch ein steinernes Kruzifix gelegt worden, das von Bürgermeister und Zigarrenfabrikant Christian Himmelsbach gestiftet und vom Lahrer Bildhauer Alfred Sieferle geschaffen wurde. Das Kreuz bildet den Abschluss der vierzehn Stationen auf der Anhöhe am Rebberg.
Schicksalsstunde am Pfingstmontag 1942
Die vierzehn Bildstöcke, die Terrakotta-Bildreliefs beinhalten, sind von der Firma Sieferle aus heimischem Buntsandstein geschaffen. Die kunstvollen Relieftafeln stammen von der renommierten Kunstwerkstatt Mayer aus München. Die einzelnen Darstellungen sind äußerst beeindruckend geschaffen und führen dem Betrachter die Leiden Jesu anschaulich vor Augen.
Eine Schicksalsstunde schlug dem Kreuzweg, den immer wieder viele Betende mit ihren Sorgen und Bitten entlang gingen oder den andere wegen der schönen Aussicht erwanderten, am Pfingstmontag, 24. Mai 1942. In der Chronik wird berichtet, wie eine Schar von 40 Buben im Alter von zehn bis vierzehn Jahren mit zwei Führerinnen von der „Jugend-Heimstätte der NSDAP“ zehn Stationen brachial verwüsteten. Die große Empörung, die der damalige Pfarrer Morgenthaler, auch im Auftrag der religiösen Bevölkerung, an die politisch Verantwortlichen richtete, wurde mit fadenscheinigen Argumenten über die damalige weltanschauliche Erziehung abgetan. Der demolierte Kreuzweg blieb über Jahrzehnte eine ständige Anklage und Mahnung gegen den Ungeist, dem nichts heilig war.
Kreuzweg soll in schwierigen Lagen Trost und Hoffnung spenden
Pensionär Pfarrer Josef Spintzig, der 1977 wieder nach Seelbach kam, und der ehemalige Religionslehrer Franz Haug nahmen sich, auch unter Aufwendung von Eigenmitteln, der Wiederherstellung des Kreuzweges an. Unterstützt wurden sie von Jugendlichen, kirchlich verbundenen Bürgern und der Gemeindeverwaltung. So wurden die Terrakotta-Reliefs in monatelanger Arbeit rekonstruiert. Am 1. September 1991 weihte Pfarrer Spintzig den renovierten Kreuzweg neu ein.
2005 regte Pfarrer Reinhold Killig an, durch Patenschaften von Bürgern die einzelnen Stationen des in die Jahre gekommenen Weges zu pflegen und zu betreuen. Durch fortschreitende Witterungseinflüsse nagte der Zahn der Zeit erneut an diesem Kleinod, es drohte zu verfallen.
Durch das örtliche Gemeindeteam, unterstützt durch die Leitung der Seelsorgeeinheit und der politischen Gemeinde, wurde 2015 erneut eine umfangreiche Restaurierung auf den Weg gebracht. Spendenaktionen, Konzerte, Broschüren und Zuschüsse legten den Grundstein dazu. Die Restauratorin und Künstlerin Nadja Kral aus Wien und der Restaurator und Steinmetz Berthold Mäntele verliehen den Stationen und Reliefs abermals ein glanzvolles Aussehen.
Am Karfreitag 2016 wurde die religiöse und kulturelle Stätte erneut eingeweiht. So bleibt der Kreuzweg am Rebberg in Seelbach für die Gegenwart und die Zukunft ein Zeichen gelebten geistlichen Lebens, das den Menschen, vor allem in schwierigen Lebenslagen, Trost und Hoffnung geben kann.
Heft für Begehung
Für die persönliche Begehung kann von der Pfarrgemeinde ein Gebetsheft erworben werden. Dieses wurde von Franz Haug verfasst.