Der Aufenthalt in einer Skihütte auf dem Gebiet Kappl bei Ischgl wurde für drei junge Männer aus Dörlinbach zur Bewährungsprobe. Sie wurden Zeugen eines Lawinenunglücks, bei dem ein Mann komplett von einer Schneedecke eingeschlossen wurde. Foto: Privat

Drei Dörlinbacher helfen bei Skiausflug Verschüttete zu retten

Eigentlich wollten drei Männer aus Dörlinbach im März nur einen entspannten Skiurlaub in Tirol verbringen. Doch dann mussten sie hautnah einen Lawinenabgang miterleben. Durch eine große Portion Glück wurden sie nur Zeugen des Unglücks.

 

Dörlinbach/Ischgl. Sichtlich bewegt erzählt Philipp Griesbaum aus Dörlinbach die Geschichte über die Ereignisse in Tirol. Der 28-Jährige wollte mit Familie und Freunden eine Woche im Skigebiet Kappl bei Ischgl, Österreich, verbringen Zusammen mit zehn weiteren Dörlinbachern reiste er am 4. März an. Zunächst hatten alle viel Spaß, berichtet er.

Nach wenigen Tagen beschlossen Griesbaum zusammen mit Cousin Patrick Slotosch (22) und Freund Christian Albrecht (26) in einer abgelegenen Skihütte nahe der "Gampen Alp" zu übernachten. In der Nacht schneite es sehr heftig. Der Wirt beteuerte jedoch, dass die drei jungen Männer am Tag darauf bedenkenlos mit Skiern und Snowboard den acht Kilometer langen Weg zur Alp hinunterfahren könnten, erinnert sich Griesbaum

Ein Tourist riet den dreien mit einer Schneeraupe bis zur Alp mitzufahren, da die Strecke für Snowboardfahrer nicht geeignet sei. Während andere Urlauber bereits auf ihren Skiern talabwärts fuhren, saßen die Männer in einer geschlossenen fensterlosen Kabine auf der Schneeraupe. Wenige Kilometer nach dem Start bremste das Fahrzeug abrupt. Einer habe die Kabinentür aufgerissen und hektisch gerufen: "Gerade eben ging eine riesige Lawine genau vor uns runter. Bitte steigen Sie sofort aus, wir müssen alle versuchen, die Verschütteten freizubekommen!"

Zunächst dachten die drei Freunde an einen schlechten Scherz, doch als sie ausstiegen wurde ihnen klar, das es Realität war. Unmittelbar vor dem Fahrzeug türmten sich riesige Schneemassen, die Sekunden zuvor den Berg runter donnerten. Philipp, Christian und Patrick sahen eine junge Frau, die bis zum Hals verschüttet war, lediglich Kopf und ein Arm mit Skistock ragten aus den Schneemassen heraus. Ein Mann war bis zur Brust im Schnee eingeschlossen. Beide waren ansprechbar und teilten den Männern mit, dass ein Mensch unter den Schneemassen liegen würde.

Dörlinbacher helfen den Verschütteten

Helfer eilten herbei, um die Verschütteten auszugraben und den Vermissten mit Hilfe von Lawinensuchgeräten zu orten. Mit Schneeschaufeln und bloßen Händen halfen die drei Dörlinbacher die beiden Skiurlauber aus dem Schnee zu graben. Diese waren nicht sichtlich verletzt, standen jedoch unter Schock.

Die Lawinensuchgeräte mit ihren "Piepgeräuschen" trugen zunächst nicht zur Entspannung bei, erzählt Griesbaum. Alle Beteiligten hatten sehr große Angst vor einer weiteren Lawine. Letztlich konnte der Vermisste jedoch geortet und geborgen werden, da dieser selber ein Lawinensuchgerät bei sich hatte.

Der Verschüttete, ein erfahrener österreichischer Bergführer, hätte großes Glück gehabt, denn anscheinend hatte ihn eine Luftblase unter der Schneedecke am Leben erhalten. "Er wurde mit der Lawine mitgerissen und komplett begraben", berichtet Griesbaum. Ein Notarzt kam mit einem Schneemobil von Ischgl herauf und brachte den Schwerverletzten mit zur "Gampen Alp" nahm, von wo aus er mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht wurde.

Da noch weiterhin Lawinengefahr bestand, blieben die Dörlinbacher mit den anderen Gästen für zwei weitere Nächte in der Skihütte. "Wir waren sehr geknickt", sagt Griesbaum. Es gingen ihnen Fragen durch den Kopf: Was, wenn wir selber unter die Lawine vergraben wären? Hätten man uns ohne Lawinensuchgerät überhaupt gefunden?

Als der Weg zur "Gampen Alp" wieder freigegeben wurde, machten sich die Dörlinbacher am Tag ihrer Abreise wieder mit den Skiern auf nach Ischgl. Dort wurden sie bereits von den besorgten Familien und Freunden freudig erwartet. "Eines ist sicher", sagt Philipp Griesbaum, "ohne Lawinensuchgerät werde ich keinen Skiurlaub mehr verbringen".

INFO

Medienberichte

Vom Lawinenunglück am 9. März berichteten unter anderem die österreichischen Medien "unsertirol24.com" und die "Voralberger Alpen", die sich auf Polizeimeldungen berufen. Demnach wurden am Donnerstag, 9. März, gegen 9.45 Uhr ein 31-jähriger Tiroler, eine 21-jährige Deutsche und ein 52-jähriger Deutscher von einer Lawine erfasst und verschüttet. "Die zwei Deutschen konnten sich selbst befreien. Der Tiroler konnte hingegen erst nach einiger Zeit geortet und von Angestellten der Heidelberger Hütte ausgegraben werden. Er wurde von der Bergrettung Ischgl zur Bodenalpe gebracht und anschließend mit dem Rettungshubschrauber in das Krankenhaus Zams geflogen", heißt es auf der Internetseite www.unsertirol24.com.