Handball: Der TVH empfängt Tabellenführer Freiburg / Sieger grüßt von der Spitze / Wiedersehen mit Ehrler
Lediglich zwei Minuspunkte haben Herbolzheim und die HU Freiburg derzeit in der Landesliga Süd auf dem Konto. Nun kommt es zum Aufeinandertreffen der beiden Spitzenteams. Die Favoritenrolle schieben beide Trainer dabei dem Gegner zu.
Landesliga Süd: TV Herbolzheim - HU Freiburg (Samstag, 20 Uhr). Hätte sich Jonas Eble in den letzten Wochen ein Spiel aussuchen dürfen, zu dem er möglichst viele Zuschauer hätte lotsen können, wäre es eine einfache Entscheidung gewesen. Die Wahl des Trainers der HU Freiburg wäre auf die Begegnung vom letzten Wochenende beim TB Kenzingen gefallen und nicht auf das bevorstehende Spitzenspiel beim Verfolger Herbolzheim. Eine überraschende Entscheidung? Für den gebürtigen Schutterer Eble, der seit seiner Übernahme der Handballunion vor wenigen Monaten aus einem Abstiegskandidaten ein absolutes Topteam geformt hat, keineswegs. "Hätten wir in Kenzingen verloren und dann auch noch in Herbolzheim, wären das innerhalb weniger Tage vier Minuspunkte gewesen", erklärt Eble. Bittere Minuspunkte, über die seine Jungs dann in der langen Weihnachtspause gegrübelt hätten.
Aber durch den letztlich souveränen 28:21-Erfolg beim Nachbarn aus Kenzingen, könne sein Team nun eigentlich recht entspannt ins Spitzenspiel gehen. Beide Teams haben erst einmal verloren, der Sieger der Partie grüßt vom Platz an der Sonne. "Hätten wir gegen Kenzingen verloren, wäre auch das nächste Spiel gegen Herbolzheim verloren gegangen", analysiert Eble. "Denn bei den vielen jungen Spielern in meinem Team ist es eine mentale Sache." Ob seine Truppe mit Herbolzheim am Samstag auf Augenhöhe sein wird, kann der erfahrene Trainer nach eigenen Angaben nur sehr schwer einschätzen: "Herbolzheim ist auf jeden Fall erfahrener als wir. Die können jederzeit abrufen und gewinnen auch Spiele ohne große Motivation souverän."
Laut Eble spricht der bisherige Saisonverlauf für einen Sieg der Gastgeber. "Die sind abgeklärter, erfahrener, cleverer", schiebt der HU-Coach zunächst die Favoritenrolle dem Tabellendritten zu. Um dann jedoch einzuschränken: "In einem einigen Spiel können wir sie aber schlagen. Allerdings müssen wir auswärts nicht unbedingt gewinnen."
Auch Eble zeigt sich überrascht vom guten Abschneiden seiner Mannschaft in dieser Saison.
Ein Team mit vielen Fragezeichen
Trotz der guten Ergebnisse gegen zum Teil höherklassige Teams in der Vorbereitung, habe der Freiburger Trainer zu Beginn der Spielzeit nicht einschätzen können, wo seine Mannschaft steht. "Hinter dem Leistungsvermögen von vielen Spielern stand ein Fragezeichen", sagt Eble nicht nur mit Blick auf die Verpflichtung des ehemaligen Bundesligaspielers Gerrit Bartsch, der schließlich eine lange Zeit mit dem Handball ausgesetzt hatte.
Auch wenn dem HU-Coach bei seinem neuen Arbeitgeber trotz Bartsch und dem späten Neuzugang Felix Bühler ein absoluter "Leader" fehlt, wie es sein Ex-Schützling von der SG Köndringen/Teningen, Sascha Ehrler, war, verfügt Eble mit Philipp Vogt dennoch über einen verlängerten Arm auf der Platte.
Mit eben jenem Ehrler, dem Eble eine "wahnsinnige Persönlichkeit" attestiert, wird es nun in Herbolzheim ein Wiedersehen geben. "Ich ziehe immer noch meinen Hut davor, wie Sascha damals bei Teningens Reserve die Mannschaft zusammengehalten hat", so der HU-Trainer, der in der Saison 2016/17 nicht nur als Assistent von Ole Andersen in der "Ersten" tätig war, sondern auch noch das Südbadenliga-Team trainierte.
Doch nicht nur Eble freut sich auf seinen ehemaligen Schützling und das Spitzenspiel, auch beim Gegner ist die Vorfreude groß. "Wir sind bis in die Haarspitzen motiviert", gesteht TVH-Coach Mario Reif. Und diese Motivation kann Reif auch in Zahlen festmachen: "Am Montag waren alle 16 Mann im Training und ich habe es in deren Gesichtern gesehen, dass die noch einmal 20 Prozent mehr geben wollen."
Mario Reif sieht seine Truppe als Außenseiter
Im Gegensatz zu seinem Kollegen Eble sieht Reif sein Team allerdings in der Außenseiterrolle: "Freiburg ist mindestens auf Augenhöhe. Im Grunde haben sie sogar die breitere Bank." Zwar habe seine Sieben die Begegnungen gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte deutlicher gestalten können als die HU, aber "das heißt gar nichts", so Reif.
Als Schlüsselspieler hat der Herbolzheimer Übungsleiter beim Gegner Gerrit Bartsch ausgemacht. "Der spielt in deren 3:2:1-Abwehr als Indianer in der Spitze eine entscheidende Rolle. Vorne setzt er seine Nebenleute gut in Szene und ist selber mit Unterarmwürfen torgefährlich." Allerdings sieht Reif in der Ausnahmestellung des einstigen Profis im Spiel der HU auch einen Vorteil: "Vielleicht sind sie ein bisschen zu abhängig von Gerrit." Reif hofft auf eine volle Halle. "Das wird sicher ein schöner Handballabend, an dem wir uns viel Selbstvertrauen für den Rest der Saison holen können", sagt der TVH-Coach. Eine Vorentscheidung stelle das Resultat allerdings noch lange nicht dar, "lediglich eine Tendenz. Schließlich ist die Saison noch lang und wir müssen auch noch durch den Karneval kommen."